Micha Klotzbier will jetzt doch beim Berlin Marathon 2016 antreten - obwohl er noch zu viel wiegt und sein Knie lädiert ist. Sein Lauftrainer hat sieben Bedingungen, damit er an den Start darf.
Ich bin verwirrt. Und aufgeregt. Mit 160 Kilo auf den Rippen, beschloss ich abzunehmen, um beim Berlin Marathon 2016 mitzulaufen - das war vor eineinhalb Jahren. Mittlerweile habe ich fast ein Drittel meines Gewichts abgespeckt. Trotzdem sagen alle, dass ich mir das Rennen aus dem Kopf schlagen soll - ich sei noch nicht so weit. Dabei fühle ich mich so fit wie seit meinen Fußballertagen mit 18 nicht mehr. Schwierige Entscheidung.
Vor ein paar Wochen war ich zur Untersuchung beim Sportmedizinischen Service (SMS) des Berlin Marathons. Ich ließ mich einmal komplett durchchecken: Ruhe- und Belastungs-EKG, Leistungsdiagnostik mit Laktattest, Lungenfunktionstest, 3D-Laufanalyse, Beweglichkeits- und Muskelfunktionstest.
Das Ergebnis: Grundlagenausdauer, Muskelfunktion und Beweglichkeit sind gut. Mein Herz ist fit und gesund. Das lädierte Knie sah auch wieder besser aus - was auch daran liegen kann, dass dieses Mal ein Röntgenbild statt MRT gemacht wurde. Mein Knie ist das größte Fragezeichen. Kreuzband, Meniskus, Knorpel sind kaputt, dazu ist eine Begradigung fällig. Das Kuriose ist: Ich habe keine Schmerzen.
Tatsächlich kann mir keiner sagen, ob mein Knie die 42 Kilometer heil übersteht. Die Ärzte meinten aber, dass es wegen der andauernden Trainingsbelastung womöglich besser wäre, den Marathon dieses statt nächstes Jahr zu laufen - wenn ich denn unbedingt will. Sie stellten auch klar, dass ein 42-Kilometer-Extremlauf nie gut fürs Knie ist. Aber das weiß ich ja.
Das Problem ist: Egal, was Freunde, Kollegen, Sportkameraden oder Ärzte sagen - ich will Marathon laufen. Und ich glaube, dass ich kann. Also habe ich meinen Lauftrainer Piet gefragt, ob es wirklich kompletter Irrsinn ist, wenn ich teilnehme. Piet ist zum Glück ein einfühlsamer Trainer, er hat sich die Entwicklung der vergangenen Monate angeschaut - und gibt mir eine Chance - auf ein Marathon-Testtraining. Ich trainiere jetzt so, als würde ich im September an den Start des Berlin-Marathons gehen. Er hat mir sieben Punkte genannt, auf die es ankommen wird in der nächsten Zeit.
1. Weiter abnehmen
Ich fühle mich ziemlich schlank. Im Vergleich zu früher bin ich das auch. Ich habe das Gewicht einer Ballerina abgenommen: mehr als 50 Kilo, aber die Unter-100-Kilo-Grenze habe ich immer noch nicht geknackt.
Momentan liegt mein BMI bei 31,8. Heißt: starkes Übergewicht. 23 Kilo müsste ich abnehmen, um "normalgewichtig" zu sein. Hoffentlich erwartet Piet nicht, dass ich das schaffe.
2. Ernährungsprotokoll führen
Jeden Tag notieren, was ich esse - das habe ich schon mal versucht. Hab kaum zwei Tage durchgehalten: zu aufwendig. Ich denke, dass es mir helfen würde, bewusster wahrzunehmen, was ich in mich rein schiebe. Eins steht aber fest: Diese Bedingung wird für mich schwer und die Gefahr des Selbstbetrugs ist hoch.
3. Regenerationsvermögen steigern
Piet sagt: "Belastung verlangt Erholung." Voraussetzung: ein ausgewogenes Verhältnis von Be- und Entlastung. Ich muss meinem Körper Zeit geben, Trainingsreize zu verarbeiten, also auch mal eine Pause einlegen.
Aber wenn ich voll motiviert bin, fällt es mir schwer mich zu bremsen. Darauf hat mich Piet schon bei unserem ersten Training hingewiesen.
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